Die Geschichte der Rhön Malz GmbH (1883 - 1914)

Vor über 130 Jahren, als die Malzfabrik Mellrichstadt Aktiengesellschaft gegründet wurde, amtierte noch Fürst Bismarck als Kanzler des Kaisers Wilhelm I.
In Berlin wurde der Grundstein zum Reichstagsgebäude gelegt, Nietzsche ließ den "Zarathustra" erscheinen, Robert Koch entdeckte den Erreger der Cholera, Daimler und Benz gründeten ihre Fabriken und auch die AEG entstand.

Die vornehme Welt fuhr in zwei- und vierspannigen Equipagen, Schleppkleider und Fischbeinkorsette waren die modischen Attribute der Frau. Die Herren stolzierten im feierlichen Gehrock mit Zylinder und Vollbart einher und in jeder Familie, die auf sich hielt, hatte man die "Gartenlaube" mit den rührenden Romanen der Marlitt abonniert.

In jenem Jahr 1883 also, da in Deutschland alles zum Besten stand, erbaute der Bierbrauer Heinrich Heller aus dem nahen Meiningen die Malzfabrik in Mellrichstadt. Mit dem Auge des Fachmannes erkannt er die Vorteile, die sich in dem weitausgedehnten Braugerstenanbaugebiet um Mellrichstadt für die Errichtung einer Malzfabrik ergaben. Er wußte auch, die Vorzüge der günstigen Verkehrslage an der Hauptbahnlinie Berlin - Stuttgart richtig einzuschätzen, und entschloß sich daher rasch, den nötigen Baugrund anzukaufen.

Schon Ende September war der Rohbau des Fabrikgebäudes vollendet, die technische Einrichtung fertig, und mit dem Monat Oktober 1883 begann in Mellrichstadt der Mälzereibetrieb. Verwaltungs- und Direktionsgebäude, Remisen und Stallungen, alles war da, was man brauchte.




Es standen zwei 80 m lange, übereinanderliegende, durchgehende Tennenflächen, die beiden Zweihordendarren und die ausgedehnten Gersten- und Malzlager zur Verfügung, die jedoch bald nicht mehr ausreichten.

So stand man vor der Notwendigkeit, die Kapazität zu vergrößern. Dies konnte aber nur geschehen, wenn dem Unternehmen eine breitere Kapitalgrundlage gegeben wurde. Am 15. Februar 1884 war die Geburtsstunde der Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 350 000 Mark und der Eintragung in das Gesellschaftsregister des Königlich Bayerischen Amtsgerichtes in Mellrichstadt.
Sofort ging es an den Bau eines weiteren Darrgebäudes, das zwei Darren aufnehmen konnte. Eine davon, eine 80 m² große Topf-Zweihordendarre war Ende Mai 1884 fertig. Die Tennenflächen dazu wurden zuvor fertiggestellt. 1885 und 86 folgte der Bau eines Malzsilogebäudes.
Im Jahr 1900 beschloß der Aufsichtsrat, das Aktienkapital auf 500000 Mark zu erhöhen.
1909 wurden durch einen Anbau an das Hauptgebäude weitere 1.000 m² Tennenfläche gewonnen.
Die Kapazität betrug nun 5.000 to Gerste.

Mit den Brauereien in Franken, Hessen und Thüringen stand die Gesellschaft in guter und dauerhafter Verbindung. Ihre feinen Malze des Pilsener, Wiener und Münchner Typs stellten alle Kundenwünsche zufrieden und sind von ihrer Güte wegen von den Abnehmern hochgeschätzt.